Das männliche Prinzip, im Allgemeinen, wird teilweise als eine „göttliche Weisheit“ gesehen, eine Weisheit, die das verkörpert das in allem Geschaffenen, Eingezeugten und eingeborenen Leben ist. Die Fülle, die Gnade, die Nahrung und die innewohnende Seeligkeit. Das männliche Prinzip verkörpert jenen Aspekt des Lichtes, der sich als unerschöpflich aus sich leuchtende Fülle, als reines, Leben spendendes Elixier, als göttliches Manna, als umfassende Weisheit und überströmende Seeligkeit offenbart. Es verkörpert eine unendliche, unbegrenzte, allmenschliche Vernunft überschreitende Weisheit, die sich als heiliger Odem oder als göttliche Gnade in unserem Herzen kundtut. Das männliche Prinzip erscheint als kaleidoskopisches Spiel aller Reinen Farben (Chokhmah).

Es ist zum Teil wirklich ein ergänzender Gegenpart zum weiblichen Prinzip, dass wiederum eine höhere Vernunft bzw. eine kosmische Intelligenz ist. Die Tendenz des weiblichen Prinzips geht immer dahin, Eindrücke zu empfangen, die Tendenz des männlichen Prinzips geht immer dahin, auszugeben, sich zu äußern. Das weibliche Prinzip leitet das Werk der Erzeugung neuer Gedanken, Entwürfe, Ideen, das Wirken der Phantasie mit inbegriffen. Das männliche Prinzip bescheidet sich mit dem Wirken des "Wollens" in seinen verschiedenen Phasen.
Die meisten Lehren sprechen aber nicht von einer wirklichen Zweiheit – das All ist eins -, die beiden Aspekte sind nur Manifestationsaspekte. Die Lehre ist, dass das vom All manifestierte männliche Prinzip von der wirklichen mentalen Erschaffung des Universums gewissermaßen abseits steht. Es projiziert seinen Willen auf das weibliche Prinzip (welches man Natur nennen kann), worauf das letztere die eigentliche Evolution des Universums beginnt, von einfachen Aktivitätszentren an bis zum Menschen, und dann weiter und höher, alles nach wohl gegründeten und streng durchgesetzten Naturgesetzen. Wenn man die alten Gedankenbilder vorzieht, kann man sich das männliche Prinzip als Gottvater denken, das weibliche als die Natur, die universale Mutter, aus deren Schoß alle Dinge geboren wurden. Das ist mehr als eine bloße poetische Redefigur, es ist eine Idee vom wirklichen Vorgang der Schöpfung des Universums. Man darf aber nie vergessen, dass das All Eins ist, und dass in seinem unendlichen SEIN das Universum erzeugt und erschaffen wird und existiert. Um eine klarere Vorstellung zu gewinnen, mag es gut sein, das Gesetz der Entsprechung auf sich selbst und auf sein eigenes SEIN anzuwenden. Man weiß, dass jener Teil des Selbst, welches man "Ich" nennt, abseits steht und der Schöpfung mentaler Bilder im eigenen Innern zusieht. Der Teil des Selbst, in welchem die mentale Schöpfung stattfindet, kann das "Mich" genannt werden zum Unterschied vom "Ich", welches abseits steht und die Gedanken.
Wenn man sich jetzt aber das männliche Prinzip in der frühen Industriellen Welt ansieht, dann kann man sagen, dass das männliche Prinzip (also die Rationalität und Abspaltung von Emotionen) alle gesellschaftlichen Bereiche, die als öffentlich-relevant angesehen werden strukturiert. Es ist ausgerichtet auf die Beherrschung all der Bereiche, die als untergeordnet betrachtet werden. Man kann sogar soweit gehen, dass man sagen kann, dass das männliche Prinzip (in diesem Falle) eine Triebfeder ist, die durch Machtwillen angetrieben wird. Kontrolle ist hier das A und O!

Somit beschreibt das männliche Prinzip die Eigenschaft, sich auf ein Ziel hin ausrichten, durchdringen, sich durchsetzen, auch scheiden und unterscheiden, kämpfen und konkurrieren! Wenn man jetzt aber von der frühen Industriekultur zu den „Alten Lehren“ geht, kann man sagen, dass die Alten das weibliche Prinzip als das Nichts, das Ungeformte, die Energie sahen die aus ihrem eigenen Sein heraus Materie hervorbringen kann. Sie sahen dagegen das männliche Prinzip als die Materie selbst, das Geformte, das Geordnete. Also war die Göttin für sie nicht nur der Himmel, die Himmel, und nicht nur die Himmelskönigin. Sie war das Ewige, Fruchtbare, Quelle allen Lebens. Sie sahen den Gott nicht nur als die Erde, sondern als alle Materie, alles Physische, wo immer es im Universum erscheint, ja, sie sahen es als das Leben selbst an. Und diese Dualität war für sie Eins, immer im Wandel, immer in Harmonie, als ein Teil einer größeren Einheit!

Speziell im Hexentum steht das männliche Prinzip im Universums (die Hörner symbolisieren die Mondsichel in ihrem ewigen Spiel des Zunehmens und Abnehmens) für alles Kraftvolle und Mutige, alles Männliche schlechthin. Das animalisches Wesen liebt, feiert und genießt. Es ist Künstler, Heiler und Magier. Es regiert den Wind und die Elemente. Das Drängen nach Freiheit in uns - das ist das männliche Prinzip. Es ist der Wandel und Veränderung. Es tanzt im Hexentum den ewigen Kreislauf von Tod und Wiedergeburt, Geburt und Zerstörung. Es betritt die Welt zur Wintersonnenwende und erreicht den Zenith seines Lebens zur Sommersonnenwende um dann wieder zu Samhain zu sterben.



Gesichter des Gottes in der Geschichte



Cernunnos - der Hirsch mit sieben Geweihen

Lugh - der Speer des Lichtes

Odin - der Göttervater

Pan - der Hirte